Der perfekte Tag

Der perfekte Tag
Bildquelle:
Informationsdienst
Wissenschaft

Bremen | Georgia (USA) 36 Minuten arbeiten, aber 106 Minuten Romantik - wer als "Normalfrau" den wissenschaftlich ermittelten "perfekten Tag" erleben will, müsste dafür einen Sonntag wählen und käme wohl dennoch unter Stress beim Versuch, die Zeitvorgaben (siehe Grafik) mit einer Stoppuhr einzuhalten. Der Wert der zugrunde liegenden Studie "Der perfekte Tag" zeigt sich anders, wie Hauptautor und Glücksforscher Dr. Christian Kroll erläutert: "Die Studie ist ein wissenschaftlich fundiertes Gedankenexperiment, das Aufschluss darüber gibt, welche Prioritäten Menschen setzen würden, um mehr Wohlbefinden zu erreichen, hätten sie die Freiheit ihren Tag selbst zu gestalten.“

Methoden aus der Industrie zur Optimierung des Glücksempfindens

Dr. Christian Kroll ist Research Fellow (Forschungsmitglied) an der Jacobs University in Bremen und hat in Zusammenarbeit mit Dr. Sebastian Pokutta, Wissenschaftler am Georgia Institute of Technology, herausgefunden, welche Aktivitäten Frauen für wie lange über den Tag verteilt ausüben müssten, um einen perfekten Tag zu erleben.

Die Forscher analysierten "Glück" mit Methoden der Optimierungsforschung, die normalweise zur Anpassung von Produktionszyklen in der Industrie Anwendung finden. Dazu haben sie Daten des Nobelpreisträgers Daniel Kahneman ausgewertet, die Befragungsergebnisse von mehr als 900 Frauen umfassen. Ein Zusatzteil der Studie beschäftigt sich zudem mit Daten des American Time Use Survey, die Antworten von Frauen und Männern beinhalten.

Erklärungen zum Frauenglück

Die Studienautoren zu Ihren Erkenntnissen: "Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass sich die befragten Frauen am wohlsten fühlen, wenn sie Zeit mit ihrem Partner, mit Freunden oder mit Entspannung verbringen. Aber darüber hinaus ist eine sehr wichtige Schlussfolgerung, dass Menschen eine Steigerung des Wohlbefindens erreichen, wenn sie ihren Tag abwechslungsreich gestalten. Grob könnte man sagen: Das Vergnügen in der ersten Stunde einer Aktivität ist größer als das nach drei Stunden derselben Aktivität - Ökonomen sprechen hier von einem abnehmenden Grenznutzen. Gleichzeitig sind manche Aktivitäten gerade attraktiv weil man so selten dazu kommt.“

Was ist angenehm?

Kroll und Pokutta haben mit der Studie, die sie in ihrer gemeinsamen Zeit als Gastforscher an der Harvard University und am Massachuchetts Institute of Technology begannen, außerdem ein seit langem bestehendes Problem in der Forschung gelöst, das auch für unseren Alltag relevant ist: Wissenschaftler wussten, wie angenehm Menschen bestimmte Aktivitäten finden, aber die Frage, wie diese Aktivitäten optimal über den Tag verteilt sein müssten, war bislang unbeantwortet.

Thema Glück rückt immer mehr in den Fokus

Zusätzlich leistet die Studie einen Beitrag zu den Bestrebungen, Glück und Wohlbefinden adäquat zu messen.

Nicht nur in der Welt des materiellen Wohlstands wird der wissenschaftlichen Erfassung und dem Erreichen von Glück und Zufriedenheit in den Medien und der Politik immer nehr Aufmerksamkeit gewidmet. Das Thema "Glück und Zufriedenheit" wird zum Beispiel von der OECD, den Regierungen Großbritanniens, der USA sowie in einer Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages diskutiert. Im Königreich Bhutan ist bereits jetzt das "Bruttosozialglück" der Hauptmaßstab bei der Bewertung der Lebensverhältnisse.

Die komplette Studie wird im renommierten Wissenschaftsjournal "Journal of Economic Psychology“ veröffentlicht.

Mehr:
http://www.christiankroll.eu
http://www.pokutta.com

Kommentare (0)


  • Quelle: red | Informationsdienst Wissenschaft, 26.10.2012
  • Geändert am: 28.10.2012 - 10:36 Uhr
  • Bisher 4093 mal aufgerufen
 
Görlitz Nachrichten | Zittau Nachrichten | Bautzen Nachrichten | Weißwasser Nachrichten