Reiten auf der Westerwelle
Deutschland. Der Görlitzer Hermann Schwiebert hat auf seinem Görlitz-Blog eine interessante Geschichte zum Thema "Steuern zahlen / Transferleistungen erhalten" veröffentlicht: http://www.hermann-schwiebert.de/goerlitz . Darin wird verdeutlicht, dass Sozialleistungen zwar der Staat zahlt, aber erst, nachdem er sie über den Fiskus von den Steuerzahlern erhalten hat. Merke: Ohne Steuerzahler - die dafür, dass sie arbeiten, auch noch Abgaben zahlen - keine sozialen Wohltaten.
Eine Geschichte vom Geben und Nehmen
Es waren zehn Männer, die gingen jeden Tag miteinander zum Essen. Stets betrug ihre Rechnung zusammen genau 100,- Euro. Sie zahlten ihre Anteile an dieser Gesamtrechnung etwa so, wie wir Steuern zahlen, nämlich:
4 Gäste (die Ärmsten) zahlten - nichts
5. Gast - 1,- Euro
6. Gast - 3,- Euro
7. Gast - 7,- Euro
8. Gast - 12,- Euro
9. Gast - 18,- Euro
10. Gast - 59,- Euro
Das ging eine ganze Weile gut. Bis der 10. Gast den 9 anderen Gästen vorschlug, in ein anderes Restaurant für ihre 100,- Euro zu gehen, wo sie mehr und besseres Essen bekämen.
Das hörte der Wirt und bestand darauf, ihnen Rabatt zu gewähren, weil sie in seinem Restaurant so gute Umsätze machten - und das auch noch jeden Tag. Die Rechnung sollte von da an nur noch 80,- Euro betragen. Für das gleiche Essen.
Die 10 Gäste freute das, und sie blieben. Sie wollten diese 20,- Euro Ersparnis sogleich auf alle sechs Zahler aufteilen.
Also rechneten sie: 20,- Euro geteilt durch 6 Zahler ergibt 3,33 EUR für jeden Zahler. Das hieße aber, dass der Fünfte und der Sechste noch Geld herausbekämen dafür, dass sie zum Essen gehen! Das wollten die anderen 8 Gäste dann auch nicht. Sie überlegten weiter.
Der Wirt, der die 10 Gäste halten wollte, schlug folgendes vor: Jeder solle doch von nun an prozentual so viel weniger zahlen, wie er anteilig zur Rechnung beisteuere. Das ließ sich hören. Die 10 Gäste ließen den Wirt das ausrechnen, rundeten das Ergebnis auf ganze EUR und heraus kam folgendes:
4 Gäste - zahlten nichts
5. Gast - 0,- Euro anstatt 1,- Euro (~100% Ersparnis)
6. Gast - 2,- Euro anstatt 3,- Euro (~33% Ersparnis)
7. Gast - 5,- Euro anstatt 7,- Euro (~28% Ersparnis)
8. Gast - 9,- Euro anstatt 12,- Euro (~25% Ersparnis)
9. Gast - 14,- Euro anstatt 18,- Euro (~22% Ersparnis)
10.Gast - 49,- Euro anstatt 59,- Euro (~16% Ersparnis).
Also kam jeder der sechs Zahlenden günstiger weg als vorher. Und die vier Ärmsten aßen immer noch kostenlos, nicht schlecht!
Sie überlegten noch eine Weile weiter, dann sagte der 5. Gast aber: "Ich habe nur 1,- Euro von den 20,- Euro bekommen!" Er zeigte auf den 10. Gast und fuhr fort: "Der kriegt aber 10,- Euro von den 20,- Euro!"
"Stimmt!" rief der 6. Gast. "Auch ich hab nur 1,- Euro gespart, und der da erspart sich 10 mal so viel wie ich!"
"Wie wahr!" rief der 7. Gast. "Warum kriegt der da 10,- Euro zurück und ich nur 2,- Euro!? Alles kriegen mal wieder die Reichen!"
"Was sollen wir da erst sagen", riefen die ersten 4 wie aus einem Munde. "Wir haben von dem Rabatt überhaupt nichts bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!"
So ging das noch lange weiter - bis schließlich alle 9 Gäste auf den 10. Gast losgingen und ihn verprügelten. Der erschien am nächsten Tag nicht wieder zum Essen.
Also setzten sich die 9 Gäste ohne ihn zusammen und begannen, ohne ihn zu essen. Während des Essens kam der Wirt mit der Rechnung über 80,- Euro. Da stellten sie plötzlich etwas ganz Außerordentliches fest: Sie alle 9 brachten nicht einmal genügend Geld auf, um wenigstens die Hälfte der Rechnung zahlen zu können, geschweige denn, die ganze. Das Problem dieser 9 Gäste klärte der Wirt auf seine Weise . . .
Der 10. Gast aber aß an diesem Tag in einem anderen Restaurant - genauso gut, genauso viel, und zahlte nur 30% von dem, was er vorher immer zu zahlen hatte. Und er unterhielt sich prächtig mit anderen Gästen in diesem neuen Restaurant. Hier würde er als Stammgast bleiben.
Tja, so funktioniert zur Zeit unser Steuersystem. Wir dürfen zwar aller vier Jahre einen neuen Wirt wählen, der uns mehr und besseres Essen verspricht, aber dann immer mit der unbezahlten Rchnung kommt. Und der 10. Gast ist weg!
"Fiat iustitia, pereat mundus!"
(Gerechtigkeit werde geübt, und sollte die Welt dabei zugrunde gehen!,
Wahlspruch von Ferdinand I., 1503-1564, römisch-deutscher Kaiser)
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- Quelle: red
- Geändert am: 18.02.2010 - 01:54 Uhr
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