Schulobst fällt Eurokratie zum Opfer
Sachsen. Der Freistaat setzt auch künftig auf eine Erziehung zu bewusster Ernährung von frühester Jugend an. „Bereits im Kindergarten motivieren wir Kinder und Jugendliche dazu“, sagte Landwirtschaftsminister Frank Kupfer am 10.November 2009 in Dresden. So finanziere der Freistaat die Fachstelle für Kinderernährung. 65 Mitarbeiter bringen Kinder mit Aktionen wie „Vollwertiges Schulfrühstück“ oder „Gemüse und Obst - nimm fünf Portionen am Tag!“ spielerisch zu gesunder Ernährung. Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenarbeit von Schulen mit Kleingartenvereinen. Im Rahmen des „Grünen Klassenzimmers“ lernen Kinder, Nahrungsmittel selbst anzubauen. Geplant sei darüber hinaus das Projekt „Sachsen is(s)t Apfel“. Beim Unterricht in Obstplantagen sollen Kinder Arbeitsabläufe beim Obstbau, die Sortenvielfalt und die Verwendungsmöglichkeiten von Obst noch besser kennenlernen. Auf diese Ziele ist zwar auch das Schulobstprogramm der EU ausgerichtet. Allerdings habe eine Prüfung des Programms ergeben, dass der verwaltungs- und finanzielle Aufwand in keinem vertretbaren Verhältnis zu dem anvisierten Nutzen steht. Das gilt sowohl für die den Aufwand des Freistaates Sachsen als auch für den Aufwand, der bei Schulen, Schulträgern sowie bei den Lieferanten erforderlich wäre“, so der Minister.
Kontroll- und Abrechnungsmodus als Pferdefuß
Für die Umsetzung des Programms würden in Sachsen pro Kind im Alter von sechs bis zehn Jahren im Schuljahr maximal 9,45 Euro zur Verfügung stehen. „Das wären ganze 24 Cent pro Woche. Was das an Portionen Obst bedeutet, kann jeder bei einem Besuch beim Obsthändler selbst herausfinden“, so Kupfer nicht ohne Ironie. Empfohlen für eine gesunde Ernährung werden fünf Portionen pro Tag, also 35 Portionen pro Woche.
„Diesem zweifelhaften Nutzen steht ein erheblicher Aufwand für den erforderlichen Kontroll- und Abrechnungsmodus entgegen. „Was im ersten Moment wie ein nettes Geschenk wirkt, zeigt bei näherer Betrachtung einen entscheidenden Pferdefuß. Wer schon einmal Beihilfen der EU erhalten hat, weiß, was ich damit meine“, so Kupfer.
So sei die Auszahlung der EU-Mittel an eine Zulassung von Antragstellern, komplizierte Verfahrensregeln zur Antragsstellung, zur Bewilligung und zur Auszahlung der Beihilfe gekoppelt, Verwaltungs- und Kontrollverfahren seien vorgeschrieben. Darüber hinaus seien Begleitmaßnahmen an den Schulen erforderlich. Das Kabinett habe deshalb am 10. November 2009 beschlossen, das Schulobstprogramm der EU nicht umzusetzen.
Der Minister verwies darauf, dass der Freistaat beim Thema „Gesunde Ernährung“ auch auf die Mitarbeit der Eltern angewiesen sei: „Ich weiß, dass viele Eltern ihren Kindern gesundes Essen in Kindergarten und Schule mitgeben." Von den umfangreichen Bildungsangeboten würden auch die Kinder profitieren, bei denen das noch nicht der Fall ist“. „Die Ziele des Schulobstprogramms erreichen wir auf diese Weise“, ist Kupfer optimistisch.
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- Quelle: /red
- Geändert am: 11.11.2009 - 09:52 Uhr
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