Am besten so lassen?

Görlitz-Zgorzelec. Sachsens Gesundheitsministerin Helma Orosz hat am 12. April 2008 im Rahmen der Eröffnung des 6. Sächsischen Apothekertages in Görlitz die aktuellen Bestrebungen der EU-Kommission zur Umgestaltung des deutschen Apothekenwesens kritisiert. Danach soll durch Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof erreicht werden, dass zukünftig auch Nichtpharmazeuten (z.B. Kapitalgesellschaften) Apotheken betreiben können und die bisher gültige Grenze von drei Filialen pro Apotheke aufgehoben wird.

Orosz kritisiert drohende Umgestaltung des Apothekenwesens

„Die Apotheken erfüllen die öffentliche Aufgabe einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung rund um die Uhr. Diese Aufgabe ist klar und eindeutig im Recht festgeschrieben, und für deren Umsetzung stehe ich als Gesundheitsministerin in der Pflicht. Eine qualitätsgesicherte Arzneimittelversorgung erfordert aus meiner Sicht die Apothekerinnen und Apotheker als fachlich und wirtschaftlich unabhängige Experten. Ich halte es für fraglich, dass ein fremdfinanziertes, vollkommen liberalisiertes Apothekensystem diese hohe Qualität gewährleisten kann. Arzneimittel sind keine Waren wie Gummibärchen oder Flachbildfernseher!“, ergreift Orosz Partei für die Apotheker.

Der Freistaat Sachsen wird deshalb zu gegebener Zeit die Urteile des Europäischen Gerichtshofs juristisch und fachlich kritisch prüfen. „Zu Konsequenzen aus den Urteilen, die die ortsnahe Arzneimittelversorgung der Bürgerinnen und Bürger sowie die fachliche Unabhängigkeit der Apothekerinnen und Apotheker in Frage stellen, wird der Freistaat Sachsen eine klare Gegenposition beziehen“, so die Ministerin abschließend.


Kommentar

Ach, wie war es doch vordem ... so bequem ... Auch wenn es die Pillenandreher-Branche nicht mag: Genau wie im Handwerk gilt es, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Veränderung tut not, ist aber nicht gewollt in der Apothekenlandschaft, die den Apothekern ein höchst auskömmliches Einkommen sichert.

DocMorris, der holländischen Versandapotheke, die mittlerweile ein ansehnliches Apothekennetz betreibt, ist es zu verdanken, dass Bewegung in den Arzneimittelmarkt gekommen ist.

Wenn Frau Orosz vor "Nichtpharmazeuten" warnt, so trieft es vor Demagogie. Warum kann eine GmbH nicht vorgeschrieben bekommen, einen Apotheker einzustellen? Warum kein Arzneimittel-Discount wie bei Lebensmitteln - sozial höchst lobenswert, um sonst teurere Produkte auch den verarmten Bevölkerungsschichten zugänglich zu erhalten.

Die Zeiten haben sich längst geändert. Der Patient ist dank Aufklärung - vor allem über das Internet - längst nicht mehr der Duldende (lateinisch "Patient"), sondern der Auftraggeber und Partner des Arztes wie des Apothekers.

Wie gewissenhaft die Apotheker ihr Geschäft betreiben, kann jeder im Selbstversuch erproben - in vielen Fällen erlebt der Kunde verkaufstrainiertes Personal, das stets zuerst ein teures Mitel anbietet und dann eine weitere Empfehlung ausspricht, was denn noch "hilfreich" sei. Auch die Einrichtung vieler Apotheken könnte glatt als Supermarkt-Psychologie durchgehen.

Die Verhältnisse zu zementieren hift keinem. Übrigens gibt es in Polen Aspirin im Supermarkt.

Wo ist das Problem?

fragt Ihr Fritz R. Stänker

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  • Quelle: /Fritz Rudolph Stänker
  • Geändert am: 13.04.2008 - 23:36 Uhr
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