Handwerk mauert

Dresden, 17. Mai 2014. Die Präsidenten der Handwerkskammern der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben sich am 16. und 17. Mai 2014 in der Handwerkskammer Dresden getroffen, um über aktuelle Themen im Handwerk, zukünftige Entwicklungen und organisationspolitische Fragen zu diskutieren. Bei ihrem Treffen haben sie unter dem Titel "Ja zum Meister - Handwerksordnung ist Garant für Wachstum, Beschäftigung und Ausbildung!" die nachstehende Resolution zum Erhalt des Meisterbriefs als qualifikationsabhängigen Berufszugang verabschiedet.

Resolution der Präsidenten der Handwerkskammern Ostdeutschlands für qualifikationsabhängigen Zugang zum Handwerk

Die demokratisch gewählten Spitzenvertreter der ostdeutschen Handwerkskammern haben in Dresden intensiv über die Zukunft Europas und des Handwerks diskutiert. Die Handwerkskammerpräsidenten haben sich klar für einen qualifikationsabhängigen Zugang zum Handwerk ausgesprochen und entschieden "Ja zum Meister" gesagt.

Die Meisterqualifikation steht für nachhaltiges Unternehmertum, engagierte Ausbildung, hohe handwerkliche Güte und gelebten Verbraucherschutz in Deutschland und Europa. Nur durch die Qualitätssicherung eines geregelten Zugangs kann das deutsche Handwerk als Motor des Mittelstandes im globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen. Der Große Befähigungsnachweis vereint fundiertes fachpraktisches und fachtheoretisches Wissen mit betriebswirtschaftlichen und berufspädagogischen Kenntnissen. Als Unternehmerqualifikation ist der Meisterbrief ein traditionsreicher Bestandteil der deutschen Wirtschaftskultur sowie Grundlage für Kreativität, Individualität und Innovationsgeist im Handwerk.

Die Unternehmen der 41 zulassungspflichtigen Handwerke nach der deutschen Handwerksordnung sind nachweislich bestandsfester, bilden deutlich mehr Lehrlinge aus und stehen in der Breite für eine höhere handwerkliche Ausführungsgüte als vergleichbare Unternehmen. Allein 60 Prozent der Handwerksunternehmen im zulassungsfreien Bereich verschwinden nach fünf Jahren wieder vom Markt.

Die Präsidenten der Handwerkskammern der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fordern die Bundesregierung und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder auf, sich im Europäischen Rat und Ministerrat sowie über den Bundesrat entschieden für den Erhalt der Zugangsregelungen im Handwerk und für die Stärkung des dualen Systems zu positionieren. Das System der dualen Berufsausbildung ist in Anbetracht der hohen Jugendarbeitslosigkeit in einer Reihe europäischer Mitgliedsstaaten ein Beitrag zur Sicherung von Beschäftigung und zur Wahrung des sozialen Friedens.

An alle künftigen Mitglieder des Europäischen Parlaments ergeht die Forderung, sich für ein gemeinsames Europa der besten Ideen und der gemeinsamen Werte einzusetzen. Der geregelte Berufszugang im deutschen Handwerk ist statistisch belegbar ein wirtschaftlicher Stabilitätsfaktor. Das Europäische Parlament als direkt demokratisch legitimiertes Organ der Europäischen Union sollte den Dirigismus der Europäischen Kommission, der auch der aktuellen Evaluierung der reglementierten Berufe zugrunde liegt, eindeutig in die Schranken weisen.

In Ostdeutschland bestehen derzeit 127.000 Handwerksbetriebe im zulassungspflichtigen Bereich der Handwerksordnung und bilden 38.000 Lehrlinge aus.

Kommentar

Unkommentiert kann das nicht bleiben, was die "demokratisch gewählten Spitzenvertreter" da ablassen - demokratisch gewählt innerhalb einer Organisation, die auf Zwangsmitgliedschaft beruht.

Sicher ist, dass das deutsche Handwerk für einen hohen Qualitätsstandard steht und einzelne Betriebe sich sogar durch Zuvorkommenheit und Kundenfreundlichkeit auszeichnen. Das darf aber nicht dazu führen, Berufsstartern, die sich - ggf. auch auf Teilgebieten - selbständig machen wollen, den Marktzugang zu verwehren. In anderen Branchen wie Handel und Handwerk bestehen solche Hürden wie in vielen Gewerken der sogenannte "Große Befähigungsnachweis" (Meisterbrief) nicht - und niemand beklagt sich. Geht es den Spitzenvertretern nicht eher um Pfründe sichern für Bestandsbetriebe und vor allem die Handwerkskammer als Organisation?

Wenn, wie angegeben 60 Prozent der zulassungsfreien selbständigen Handwerker nach fünf Jahren vom Markt wieder weg sind, liegt diese Zahl unter dem Durchschnitt bei Existenzgründungen insgesamt und dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass auch ältere Handwerker, die keine Anstellung mehr finden, die Zeit bis zur Rente mit Selbständigkeit überbrücken.

Europa braucht nicht noch mehr Regulierung geschweige denn den Dirigismus der Handwerkskammern und deren Zwangsmitgliedschaft,

meint Ihr Fritz R. Stänker

Kommentare (0)


  • Quelle: red | Kommentar: Fritz Rudolph Stänker
  • Geändert am: 17.05.2014 - 09:48 Uhr
  • Bisher 3484 mal aufgerufen
 
Görlitz Nachrichten | Zittau Nachrichten | Bautzen Nachrichten | Weißwasser Nachrichten