Freiheitseinschränkende Maßnahmen sind reduzierbar
Hamburg. Eine gemeinsame Studie der Gesundheitswissenschaften an der Universität Hamburg und der Arbeitsgruppe Klinische Pflegeforschung an der Universität Witten/Herdecke. die am 23. Mai 2012 in der Fachzeitschrift "Journal of the American Medical Association" (JAMA) veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Einsatz von Bettgittern und Gurten zur Fixierung von Pflegebedürftigen Bett - das sind sogenannte "Freiheitseinschränkende Maßnahmen" (FEM) - mit einem neu entwickelten Leitlinien-gestützten Programm reduzieren lässt.
Programm steht zum Download bereit
Die FEM sind ethisch in der Kritik und gesetzlich als letzte Möglichkeit vorgesehen. Eine frühere Studie der Gesundheitswissenschaften an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der Universität Hamburg ergab, dass in Hamburger Pflegeheimen sogenannte Fixierungen bei 26% der Heimbewohner angewendet werden - meist in Form von Bettgittern.
Für die aktuelle Studie wurden per Zufallsverfahren 18 Pflegeheime einer Interventionsgruppe und 18 Heime einer Kontrollgruppe zugeteilt. In der Interventionsgruppe schulten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler alle Pflegekräfte nach der neuen Leitlinie. Außerdem wurden spezielle FEM-Beauftragte benannt und Informationsmaterialien für Bewohner, Angehörige, gesetzliche Betreuer und Pflegekräfte bereitgestellt. Zudem versicherten die Heime der Interventionsgruppe mit einer Deklaration, sich für die Reduktion von FEM einzusetzen. Die Kontrollgruppe hingegen erhielt eine kurze schriftliche und mündliche Information über FEM.
Während der sechs Monate des Untersuchungszeitraums sank die Anzahl der mit FEM versehenen Bewohner in den Interventionsheimen von 31,5% auf 22,6 %. In der Kontrollgruppe blieb die Zahl der FEM nahezu unverändert: 30,6% bei Studienbeginn und 29,1% bei Ende der Studie. In der Interventionsgruppe wurden alle Arten von FEM reduziert. Im Vergleich mit den Pflegeheimen der Kontrollgruppe zeigte sich, dass es keine negativen Auswirkungen gab. So kam es weder zu einer Zunahme von Stürzen oder sturzbedingten Verletzungen noch zu einer vermehrten Verordnung von Psychopharmaka.
Die Forschergruppe kommt zu dem Ergebnis, dass es unter den aktuellen finanziellen und personellen Bedingungen in den Pflegeheimen möglich ist, FEM mittels des entwickelten Programms wirksam und sicher zu reduzieren.
Das Projekt wurde seit 2007 mit 420.000 EUR im Rahmen des Pflegeforschungsverbundes Nord vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Leitung hatten in Hamburg die Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser und Dr. Sascha Köpke, jetzt Professur für Pflegeforschung Universität Lübeck, und in Witten die Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Meyer.
Mehr:
http://www.leitlinie-fem.de
Hier steht das erprobte Interventionsprogramm zwecks Verankerung in die Pflege zum Online-Abruf bereit.
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- Quelle: red
- Geändert am: 24.05.2012 - 06:56 Uhr
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