Menschenrechte haben kein Geschlecht

Görlitz-Zgorzelec. Zu einer Lesung mit Swen Röder läft das Lesecafé in der Stadtbibliothek Görlitz ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung der Reihe "LeseCaféZeit" steht Hedwig Dohm.

Lesung mit Swen Röder in der Reihe „LeseCafeZeit“

Hedwig Dohm (1831-1919) ist eine der klügsten und witzigsten Frauenrechtlerinnen der letzten 100 Jahre. Ihre Forderungen zur Frauenemanzipation sind zum Teil noch heute nicht verwirklicht. Verblüffend hellsichtig und humorvoll sind ihre ideologiekritischen Analysen von Werken zeitgenössischer patriarchalischer Denker, wundervoll respektlos entlarvt sie deren dümmliche Machtansprüche und Unterdrückungstheorien.

Dohm war eine sehr moderne Denkerin. Sie sah, dass der so genannte weibliche Sozialcharakter auf erziehungsbedingte Einflüsse zurückzuführen und nicht biologischen Ursprungs ist. Sie forderte gleiche Bildung und Ausbildung für beide Geschlechter und kämpfte für Frauenstudium und Frauenstimmrecht. Hausarbeit und Kindererziehung könnten von Institutionen übernommen werden, um auch der Frau die Möglichkeit zu geben, ihrem Beruf nachzugehen. Ökonomische Selbständigkeit der Frau würde die Ehe “ethisieren”, da keine Frau mehr aus Versorgungsgründen zur Heirat gezwungen sei.

Nach einer glücklosen Kindheit als viertes von insgesamt achtzehn Kindern und dem hart erkämpften Besuch eines Lehrerinnenseminars heiratete sie Ernst Dohm, den Chefredakteur des satirischen Wochenblattes Kladderadatsch. Zwischen 1854 und 1860 gebar Hedwig Dohm fünf Kinder, einen Jungen, der mit 11 Jahren starb, und vier Mädchen. Ihr Haus wurde zum Treffpunkt der Berliner KünstlerInnen und Intellektuellen. Die vier Töchter (darunter Hedwig Pringsheim, Mutter von Katia Mann und Schwiegermutter von Thomas) erhielten alle eine Berufsausbildung. Sie sollten ein “selbstbestimmtes Leben” führen.

Ihre ersten ebenso kühnen wie witzigen feministischen Streitschriften, für die sie heute so berühmt ist, erschienen in den ersten Jahren nach Gründung des Deutschen Reichs. Zwischen 1890 und 1910, also zwischen ihrem 60. und 80. Lebensjahr, veröffentlichte sie Romane und Erzählungen - eine Spätberufene ähnlich wie Theodor Fontane, der Hedwig Dohm sehr schätzte.

Die alte Hedwig Dohm, bis zuletzt hellwach und schreibend, erlebte den Hurrapatriotismus ihrer Landsleute während des ersten Weltkriegs als Pazifistin mit Entsetzen. Daß 1918 die deutschen Frauen endlich das Wahlrecht bekamen, für das sich Hedwig Dohm als eine der ersten eingesetzt hatte, freute sie. Doch tiefste Verzweiflung herrschte bei ihr über den Wahnsinn des Krieges.

Unter dem Titel „Menschenrechte haben kein Geschlecht“ wird Swen Röder in der Reihe „LeseCaféZeit“ an Hedwig Dohm erinnern.


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Stadtbibliothek Görlitz
Jochmannstraße 4, 02826 Görlitz
4. September 2007, 15 Uhr
Unkostenbeitrag 1,50 €



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02826 Görlitz



Doris Poguntke

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  • Quelle: Redaktion
  • Geändert am: 23.08.2007 - 08:10 Uhr
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