Neujahrsansprache 2009 des Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich
Dresden. Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich blickt in seiner Neujahrsansprache optimistisch ins neue Jahr und verweist auf das Erreichte.
Mit Anmerkungen von Fritz R. Stänker
"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
stellen Sie sich vor, das Jahr 2009 wäre gerade zu Ende gegangen. Ein Jahr, dem viele mit Sorge entgegen geblickt haben. Am Ende dieses Jahres 2009, da bin ich mir sicher, werden wir feststellen, dass Vieles leichter war, als wir dachten. Wir in Sachsen werden die Herausforderungen des neuen Jahres anpacken und meistern. Wir werden darin Chancen sehen, zusammenhalten und alle Regionen unseres Landes noch schöner werden lassen.
Manche behaupten, uns steht eine schwierige Talfahrt bevor. Ich sage: Wir nutzen sie, um Schwung zu holen - und danach wieder bergauf zu fahren. Schwungholen bedeutet, dass Unternehmen neue Produkte entwickeln und Mitarbeiter überlegen, wie ihre Firma noch besser wird. Schwungholen bedeutet, dass Betriebe jetzt die Zeit nutzen, ihre Mitarbeiter weiterzubilden.
Und das wünsche ich mir für das Jahr 2009: Wir Sachsen warten nicht ab. Wir Sachsen packen an und starten durch! Die Erfahrungen der letzten 20 Jahre haben uns stark gemacht. Erst haben wir das Land aufgebaut, schöner als es je zuvor war. Danach kam die Flut und viele mussten wieder von vorn anfangen. Die große Solidarität untereinander hat uns damals noch stärker gemacht.
Im Jahr 2009 feiern wir zwei Jubiläen: Die Bundesrepublik Deutschland wird 60. Und die friedliche Revolution liegt 20 Jahre zurück. Die Bundesrepublik ist jetzt eine Dame im besten Alter, mit viel Lebenserfahrung und Wissen. Das neue Sachsen mit seinen noch nicht einmal 20 Jahren ist wendiger, schneller und kreativer.
Wenn eine 60-Jährige mit einem 20-Jährigen über das heutige Leben spricht, haben beide völlig andere Erfahrungen, eine unterschiedliche Geschichte und einen ganz anderen Blick auf die Dinge. Um sich zu verstehen, sollten beide einander gut zuhören und aufeinander zugehen. Das ist und bleibt für uns Deutsche in Ost und West eine wichtige Aufgabe. Dass wir heute stolz auf Erreichtes blicken können, ist Verdienst vieler fleißiger Hände und kluger Köpfe. Es ist unser Erfolg - der Menschen in Sachsen.
Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit 1991 nicht mehr. Sachsen ist Spitze bei der Bildung in Deutschland. Wir danken unseren Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern für diese Leistung. Und wir danken unseren Polizistinnen und Polizisten für die Sicherheit in unserem Land, die wir als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Beide, Lehrer und Polizisten, leisten so viel für unsere Gemeinschaft und werden in der Öffentlichkeit oft zu wenig geachtet.
Wir freuen uns über den Geburtenrekord im letzten August. Junge Menschen gründen mehr denn je Familien und erziehen Kinder. Sie haben Zuversicht! Deshalb werden wir noch mehr dafür tun, ihnen die beste Bildung für ihre Kinder und gute Arbeitsmöglichkeiten in Sachsen zu bieten.
Wir wollen erreichen, dass Menschen aus anderen Regionen Deutschlands zu uns nach Sachsen ziehen, weil sie hier die besten Chancen sehen. Ich bin in Sachsen aufgewachsen und liebe meine Heimat. Deshalb werde ich dafür arbeiten, dass die Generation unserer Enkel gern hier lebt und das Jüngere von Älteren lernen - aber auch umgekehrt. Sie alle werden in einem starken Sachsen leben.
Ich gehe optimistisch in das neue Jahr. Unternehmer und Arbeiter haben mir erzählt, wie sie in der Vergangenheit Schwierigkeiten gemeistert haben. Aus diesen Erfahrungen können und wollen sie jetzt schöpfen. Jeder Chef eines Unternehmens weiß: Nur gemeinsam als Mannschaft kann man erfolgreich sein. Das gilt für alle in Sachsen. Wir sind ein gutes Team. Und damit meine ich auch die Trainer im Fußballverein, junge Mütter, die beim Seniorentreff Kaffee ausschenken, Großväter, die Nachbarskindern bei den Hausaufgaben helfen, oder junge Leute, die im Chor singen.
Wegen dieser Vielfalt leben wir alle so gern in unserem Land. Weil jeder anpackt, mithilft und mitredet. Die Stabilität unseres Landes, die Sicherheit und die Kraft sind ein sehr gutes Fundament für unsere Ziele: Arbeit, Bildung und Solidarität. Dafür werden wir uns anstrengen. Ich persönlich als Ministerpräsident - und alle Sachsen im ganzen Land.
Meine Frau und ich wünschen Ihnen von Herzen: Glück, Gesundheit und Gottes Segen! Ihnen allen ein frohes und erfolgreiches Neues Jahr 2009!"
Kommentar:
Das zeichnet einen guten Spitzenpolitiker aus: Mit einfachen klaren Worten zeigen, dass man nicht vergessen hat, woher man kommt und wozu man auf seinem Stuhl sitzt. Überhaupt hat Stanislaw Tillich, so scheint´s, das Herz auf dem richtigen Fleck und ist ein Glücksgriff für das ganze Land, an dem man bei Gelegenheit die gesamte Bundesrepublik teilhaben lassen sollte.
Ob man sechzig Jahre Bundesrepublik feiern muss, das sollte jeder nach seiner Fasson halten. Immerhin wurde mit der BRD-Gründung die deutsche Spaltung zementiert, die bereits mit der D-Mark-Einführung forciert wurde - Abkopplung von der SBZ, um sich wirstschaftlich, politisch und militärisch im Westen anzubinden. Die deutsche Wiederbewaffnung mit Gründung der Bundeswehr ist ein weiterer Fleck in der deutschen Geschichte, die Chance auf ein entmilitarisiertes neutrales Deutschland wurde vertan.
Historischer Fakt - heutzutage gern verwässert - ist, dass in der Sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR, auf die westdeutsche Abspaltung stets nur reagiert wurde. Nicht die Mauer hat Deutschland geteilt, sondern die BRD-Gründung - was allerdings die Mauer und den Todesstreifen in keiner Weise rechtfertigt.
Zumindest den westdeutschen Alleingang im Nachkriegsdeutschland konnten die DDR-Bürger 1989/90 korrigieren. Und damit die Lebensverhältnisse und die politischen Freiheiten auf dem Ex-DDR-Gebiet radikal verbessern.
Es ist, wie es ist, machen wir das Beste daraus, auch 2009,
Ihr Fritz R.Stänker
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- Quelle: /FRS | Foto: /www.sachsen.de
- Geändert am: 31.12.2008 - 14:47 Uhr
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