Die Frau vom Parkplatz

Görlitz-Zgorzelec. Am vergangenen Sonnabend war sie wieder da, die Frau, die ein bisschen aussieht, als komme sie aus den fünfziger Jahren. Mit Mantel, Hut und mehreren Einkaufsbeuteln folgt sie seit etlichen Monaten immer wieder mal den Kunden, die ein Einkaufscenter im Görlitzer Stadtteil Rauschwalde verlassen, um ihre gefüllten Wagen zum Auto zu schieben. Mit osteuropäischem Akzent bittet sie um Geld, und wer tatsächlich sein Portemonnaie zückt, darf sich ihres tiefen Blicks in seine Geldbörse Gewiss sein.

Offene Bettelei nun auch in Görlitz - eine Betrachtung von Fritz R. Stänker

Meist sind es Männer jenseits der Fünfzig ohne Begleitung, die sich in ein Gespräch verwickeln und hinreißen lassen, etwas zu geben.

Auch fällt auf, dass Fahrer etwas größerer Limousinen meist abwehren. Vielleicht weil sie wissen, dass die Bezahlung einer Nicht-Leistung, so könnte man das Schnorren ja nennen, etwas Unmoralisches an sich hat.

Warum soviel Aufhebens um eine Szenerie, wie sie in westdeutschen Städten durchaus den Alltag kennzeichnet? Weil es neu ist für Görlitz.

Der Straßenmusikant am Kaufhaus tut etwas für sein Geld, mit seiner Musik erbringt er eine Leistung. Ob diese mit den hingeworfenen Münzen angemessen bezahlt ist, sei dahingestellt. Aber er tut etwas. Auch soll zweifellos jedem in Not Geratenen geholfen werden.

Aber am Ärmel zupfen und die Hand aufhalten: Ich jedenfalls mag das nicht.

Ihr Fritz R. Stänker

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  • Quelle: /FRS
  • Geändert am: 09.11.2008 - 20:01 Uhr
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