Lohnspalterei

Duisburg | Essen. Während die Zahl der Niedriglohnbezieher in Deutschland wächst, haben die Niedriglöhne in den letzten elf Jahren preisbereinigt fast 14 Prozent an Wert verloren. Seit 2000 sanken sogar die Nominallöhne, d.h. 2006 hatten Niedriglohnbezieher 4,8 Prozent weniger Stundenlohn in der Tasche als sechs Jahre zuvor. Das teilt die Universität Duisburg-Essen mit.

Die Gesellschaft driftet auseinander

In den oberen Einkommensgruppen legten dagegen die Löhne in diesem Zeitraum nominal über 10 Prozent zu. Das zeigen aktuelle Berechnungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen in den WSI-Mitteilungen 08/2008 der Hans-Böckler-Stiftung. Die Einkommensumverteilung hat die untersten Lohngruppen am härtesten getroffen, Reallohnverluste reichen aber bis in die mittleren Einkommensgruppen hinein.

Wegen der nur geringen allgemeinen Lohnsteigerungen sind die durchschnittlichen Realeinkommen in den letzten elf Jahren kaum (0,2 Prozent) gestiegen. Da der zu verteilende Kuchen nur wenig wächst und dabei immer ungleicher verteilt wird, hat auf der einen Seite gering bezahlte Arbeit stark zugenommen, auf der anderen Seite gut bezahlte Arbeit nur moderat zugelegt. Die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen geht so immer weiter auseinander, wie der Vergleich der inflationsbereinigten Einkommensverteilung in den Jahren 1995, 2000 und 2006 zeigt (s. Abbildung). Besonders im untersten Lohnbereich (Bruttostundenlöhne unter 6 Euro in Preisen von 1995 und unter rund 7 Euro in Preisen von 2006) hat die Beschäftigung stark zugenommen.

Durch diese Verschiebung der Einkommensgruppen nach unten und nach oben wurden die mittleren Einkommensgruppen ausgedünnt. Sie machten 1995 noch gut 63 Prozent aller Beschäftigten aus und verloren bis 2006 mehr als 11 Prozentpunkte, die sich in entsprechenden Zuwächsen am oberen und stärker noch am unteren Ende der Einkommensverteilung niederschlugen.


Kommentar

“Denn wer da hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, von dem wird man auch das nehmen, was er hat.”

Jesus Christus in Markus 4,25

Ein wahres Wort - und es geht hier nicht nur um materiellen Wohlstand. Es geht um das Absacken ganzer Bevölkerungsgruppen, Wohngebiete, Schulklassen in bildungsferne Schichten, ins Prekariat.

Noch ist die Lage ruhig dank Döspaddel-Fernsehen, Computerspielen, Billigdrogen. Aber es wird die Zeit kommen, zu der sich die Spannungen entladen: Wenn die einen nicht mehr können, wie sie sollen, können die anderen nicht mehr, wie sie wollen. Ein Geschwätz macht nicht satt.

Die Geschichte ist ein guter Lehrer,

glaubt ihr Fritz R. Stänker.


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  • Quelle: /idw /Informationsdienst Wissenschaft e.V. /idw-online.de
  • Geändert am: 26.08.2008 - 22:48 Uhr
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