Wenn Eltern riskant trinken
München | Berlin, 7. September 2016. Das Robert-Koch-Institut hat im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums aktuelle Kennziffern zu Familien erhoben, in denen mindestens ein Elternteil in riskantem Maße Alkohol konsumiert. Der Bericht beinhaltet soziodemographische Merkmale der Gruppe der riskant Alkohol konsumierenden und regelmäßig rauschtrinkenden Väter und Mütter.
Gezieltere Prävention soll ermöglicht werden
Die Ergebnisse auf Grundlage der bevölkerungsweiten Studie "Gesundheit in Deutschland aktuell" (GEDA) von 2012 zeigen, dass 22 Prozent der Erweachsenen, die mit mindestens einem eigenen minderjährigen Kind im Haushalt leben, einen riskanten Alkoholkonsum aufweisen.
In Bezug auf das regelmäßige Rauschtrinken ist von 14 Prozent dieser Personengruppe auszugehen. Dies entspricht etwa 3,8 Millionen Erziehenden mit riskantem Alkoholkonsum bzw. 2,4 Millionen mit regelmäßigem Rauschtrinken. Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Kinderzahl dieser Elternteile ist davon auszugehen, dass in Deutschland bis zu 6,6 Millionen Kinder bei einem Elternteil mit riskantem Alkoholkonsum respektive 4,2 Millionen Kinder bei einem Elternteil mit regelmäßigem Rauschtrinken leben, wobei bei der Interpretation dieser Zahl methodische Einschränkungen zu berücksichtigen sind.
Ein direkter Vergleich der Zahlen aus GEDA 2012 mit anderen Studien ist aufgrund unterschiedlicher Definitionen der elterlichen Alkoholbelastung nicht möglich. Beispielsweise kommt eine Hochrechnung auf Basis einer Studie aus den 1990er Jahren zu dem Schluss, dass in Deutschland etwa 2,65 Millionen Kinder mit mindestens einem alkoholmissbrauchenden oder -abhängigen Elternteil leben (KLEIN 2005). In GEDA 2012 wurden dagegen aus methodischen Gründen Eltern mit riskantem Alkoholkonsum bzw. regelmäßigem Rauschtrinken erfasst und somit eine deutlich höhere Anzahl an betroffenen Kindern ermittelt als bei Studien, die auf elterlichen Missbrauch oder Abhängigkeit fokussieren.
Anhand der Ergebnisse aus GEDA 2012 wird deutlich, dass es sich bei der Mehrheit der im riskanten Maß Alkohol konsumierenden und regelmäßig rauschtrinkenden Elternteile um Väter handelt. Außerdem ist ein riskanter Alkoholkonsum bzw.regelmäßiges Rauschtrinken der Eltern vor allem in der mittleren und hohen sozialen Statusgruppe sowie ein riskanter Alkoholkonsum insbesondere bei älteren Eltern (ab 40 Jahren) verbreitet. Darüber hinaus weisen Eltern, die ausschließlich mit älteren Kindern im Haushalt leben, tendenziell einen höheren Anteil an Risikokonsumenten auf als Eltern, die mit jüngeren Kindern zusammenleben.
Die vorliegenden Ergebnisse ermöglichen es, die Gruppe der im riskanten Maß Alkohol konsumierenden und regelmäßig rauschtrinken den Väter und Mütter detailliert zu beschreiben und somit Zielgruppen für Präventionsmaßnahmen zu bestimmen. Zudem weisen die gewonnenen Erkenntnisse auf Zugangswege hin, über die die identifizierten Zielgruppen gut erreicht werden können.
Das Bundesgesundheitsministerium will gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weitere Schritte prüfen, damit die o.g. Zielgruppe besser über Präventionsmaßnahmen erreicht werden kann. Um konkretere Zahlen zu Kindern bis 18 Jahren im Haushalt von Eltern mit substanzbezogenen Abhängigkeiten zu erhalten, wurde mit den Verantwortlichen des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) vereinbart, dass entsprechende Fragen bei der nächsten ESA-Befragung in 2018 aufgenommen werden sollen.
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- Quelle: red Foto: jarmoluk / Michal Jarmoluk, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
- Geändert am: 07.09.2016 - 11:41 Uhr
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