Big Brother als Waisenknabe
Sachsen. Die sächsische Polizei hat am 15. Februar 2008 den ersten SensoCopter übernommen. Das unbemannte Luftfahrzeug soll künftig die Beweissicherungstechnik ergänzen. Es ermöglicht buchstäblich völlig neue Perspektiven in der Bild- und Videodokumentation. SensoCopter sollen für die Erstellung von Lagebildern in Echtzeit und für die Beweiserhebung und damit Strafverfolgung eingesetzt werden.
Sachsens Polizei testet Einsatz von SensoCoptern
Denkbare Einsatzfälle sind laut Sächsischem Innenministerium beispielsweise Ausschreitungen beim Fußball oder anderen Anlässen, Entführungen oder Geiselnahmen.
Sachsens Staatsminister des Innern Dr. Albrecht Buttolo begründete das "Fliegende Auge" wie folgt: "Der Bürger erwartet vom demokratischen Rechtsstaat selbstverständlich eine wirksame Verfolgung und Ahndung von Straftaten. Voraussetzung dafür ist eine ordentliche Beweissicherung."
Der SensoCopter ist ein Vier-Rotor-Fluggerät aus Kohlefaser. Der Durchmesser beträgt knapp einen Meter. Er hat ein Gewicht von 700 Gramm und kann verschiedene Kameras tragen. Der SensoCopter kann eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 10m/s entwickeln. Die Rotoren werden durch getriebe- und bürstenlose Motoren angetrieben. Dies macht die Motoren sehr leise. Aus drei Metern Entfernung liegt die Geräuschentwicklung unter 63 dBA. Moderne Regelungssysteme sorgen für einen sicheren Betrieb. Eine automatische Flugstabilisierung, GPS-Positionsangabe, Batterieüberwachung und Höhenanzeige erleichtern die Steuerung beim Flug.
Kommentar:
Oh Mann! Den ersten haben sie übernommen, also werden weitere folgen.
Mal abgesehen davon, dass zu erwarten ist, dass so ein "Vier-Rotor-Fluggerät" über einer Massenveranstaltung mal den Geist aufgibt und dann als Hackschnitzelmaschine über den Leuten niedergeht - die Beweissicherungswut des Staates ist einfach nur beängstigend. Erst die Vorratsdatenspeicherung der Telekommunikationsdaten, jetzt die Videodokumentation aus der Luft.
Ich unterstelle mal, das Fluggerät wird auch vorbegend aufsteigen, um bei Ausschreitungen zur Stelle zu sein - sonst wäre die Anschaffung absurd, weil: Wenn keiner die Ausschreitung mitbekommt, nützt die Dokumentationstechnik nix. Bekommt aber jemand die Ausschreitung mit, braucht man keine mannlose Dokumentation mehr. Eine erschwingliche Videokamera passt heutzutage in jedes Polizistenhemd.
Aber ich will nicht nur meckern, sondern einen Verbesserungsvorschlag machen (Neuerervorschlag resp. Betriebliches Vorschlagswesen): Der Innenminister ist ja wahrlich kein dummer. Also wird er umgeschult und einem "Ministerium für soziale Verantwortung und gesellschaftliche Entwicklung" vorangestellt. Da könnte er sich damit beschäftigen, wie Gewalt entsteht (Gruß von Franziska L.) oder ob man Sportveranstaltungen, die regelmäßig zu Gewaltexzessen führen, untersagen sollte (in jedem anderen Lebensbereich wäre das längst passiert).
Da könnte er sich wirklich produktiv einbringen und müsste sich nicht immer neue Überwachungsmöglichkeiten ausdenken - Stasi 2.0 wollen wir nicht!
Starker Tobak? Wehret den Anfängen!
Ihr Fritz Stänker
Kommentare (1)
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Ball flach halten
von HS am 24.05.2008 - 11:33:25
Das Gerät kann bis zu 500 Meter hoch (bei WPN noch höher) fliegen. Jeder Ente verdrängt mehr Luft und besitzt unter technischen Gesichtspunkten betrachtet ein höheres Gefährungspotential für darunter befindliche Leute. Das ist also kein Argument. Auch zur Überwachung von Menschen eignet sich das Fluggerät eher nicht. Die Kamera müsste zu nah ans Geschehen fliegen, um Gesichter erkennen zu können. Auch die Tatsache, dass die Kamera von oben nach unten fotografiert oder filmt zeigt, dass man zwar Hinterköpfe, aber keine Gesichter erkennen kann. Das Gerät dient er der Aufklärung und zur Unterstützung operativer Einsätze, Aufklärung: Zum Beispiel sollte das Flugteil in Kreutberg zu den alljährlichen "Maifeierlichkeiten" eingesetzt werden um zu schauen, wo auf den Dächern Steine und Cocktails gebunkert wurden. Finde ich sinnvoll und effizient, solange man mir nichts ins Schlafzimmer schaut. :o)
Noch zum Preis: 65 TEUR ist das Komplettpaket mit Schulungen, Service und all den Kram drumherum.
Das dazu von einem, der auch so ein Teil sein Eigen nennt.
:o)
Grüße
- Quelle: /FRS | Rechtschreib-Korrektur der am 15.02.2008 22:14 Uhr erfolgten Erstveröffentlichung
- Geändert am: 17.02.2008 - 17:24 Uhr
- Bisher 2004 mal aufgerufen