Niedriglohngebiet Landkreis Görlitz
Landkreis Görlitz, 20. September 2012. Jede/r zweite Vollzeitbeschäftigte mit sozialversichertem Job verdiente 2010 im Landkreis Görlitz weniger als im Bundesdurchschnitt, der bei 2.702 Euro brutto im Monat liegt, teilt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Region Ostsachsen mit. Einmalige Leistungen wie Überstundenzuschläge oder Weihnachtsgeld seien dabei berücksichtigt und Auszubildende nicht mitgezählt. Erstmals hat der DGB damit differenzierte Daten zu den Verdienstunterschieden im Landkreis Görlitz vorgelegt. Diese beruhen auf einer Sonderauswertung der Arbeitgebermeldungen zur Sozialversicherung. Danach verdienten Vollzeitbeschäftigte im Landkreis Görlitz durchschnittlich 965 Euro im Monat weniger als im Bundesdurchschnitt. Sachsenweit liegt das Monatseinkommen bei durchschnittlich 1.955 Euro.
Große Lohnunterschiede innerhalb des Landkreises
Im Landkreis Görlitz selbt zeigen sich große Unterschiede zwischen den Beschäftigtengruppen.
So erzielten Männer meist ein deutlich höheres Bruttomonatsentgelt als Frauen. Im Durchschnitt verdienten sie 1.785 Euro brutto im Monat gegenüber 1.617 Euro bei den Frauen. Die Differenz resiltiert daraus, dass Frauen im gegenüber dem Produzierenden Gewerbe schlechter zahlenden Dienstleistungssektor arbeiten. Aber auch die Lohndiskriminierung von Frauen hat nach gewerkschaftlicher Einschätzung einen Einfluss auf dieses Lohngefälle.
Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung verdienten im Landkreis Görlitz durchschnittlich nur 1.571 Euro im Monat und damit deutlich weniger als in anderen Landesteilen Sachsens oder den alten Bundesländern insgesamt.
Das mittlere Bruttomonatsentgelt der Vollzeitbeschäftigten mit Fachhoch- oder Hochschulabschluss liegt im Landkreis gleichfalls deutlich niedriger als in den westdeutschen Ländern insgesamt. Dennoch ist auch im Landkreis Görlitz ist der Abstand zwischen gering- und gutverdienenden Beschäftigten beachtlich. Jene mit Hochschulabschluss kommen im Schnitt auf einen gut doppelt so hohen Bruttoverdienst wie jene Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung.
Altersarmut droht
Große Verdienstabstände zeigen sich folglich nicht nur bei Teilzeitarbeit, sondern auch bei Vollzeitbeschäftigung. Die Angst vieler Beschäftigter, dass sie mit ihrer Rente im Alter nicht auskommen, sei nicht unbegründet, so der DGB. Insbesondere Frauen sowie Arbeiter ohne abgeschlossene Berufsausbildung seien oftmals von Altersarmut bedroht.
Altersarmut sei zwar noch kein größeres Massenproblem, doch in Zukunft droht ihre Zahl deutlich anzusteigen. Durch die geplante Senkung des Rentenniveaus auf 43 % müssen Beschäftigte mit einem Einkommen von 2.500 Euro im Monat 35 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um mehr als Grundsicherung im Alter zu bekommen. Bei einem Monatseinkommen von 2.200 Euro droht bei Renteneintritt immer noch Sozialhilfebedürftigkeit, selbst wenn man 40 Jahre gearbeitet und Rentenbeiträge gezahlt hat.
2010 verdiente aber mehr als die Hälfte aller vollzeitbeschäftigten Frauen im Landkreis Görlitz weniger als 1.617 € brutto. Die Folgen der Absenkung des Rentenniveaus werden in der Zukunft für viele Beschäftigte in der Region gravierend sein, schlussfolgert der DGB.
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- Quelle: red
- Geändert am: 21.09.2012 - 08:37 Uhr
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